Der Fotograf Max Halberstadt. „… eine künstlerisch begabte Persönlichkeit.“
Eine Ausstellung im Museum für Hamburgische Geschichte vom 7. Mai 2021 bis zum 3. Januar 2022
Ab jetzt digital zu erleben unter:
www.shmh.de/max-halberstadt
www.youtube.com/StiftungHistorischeMuseenHamburg
Max Halberstadt (1882-1940) war in den 1920er Jahren einer der renommiertesten Porträtfotografen Hamburgs. Seine Popularität verdankte sich nicht zuletzt den Aufnahmen seines Schwiegervaters Sigmund Freud, die zu den bis heute weltweit publizierten Porträts des Vaters der Psychoanalyse avancierten. Doch auch wenn seine Freud-Porträts fortwährende Verwendung finden, ist der Name Max Halberstadt heute leider fast vergessen – in den einschlägigen Fotografenlexika sucht man ihn vergeblich.
Nach einer vielseitigen Karriere als Porträt- und Architekturfotograf, u.a. für die Jüdische Gemeinde in Hamburg, erfuhr Max Halberstadt nach der Machtübertragung an die Nationalsozialisten im Jahr 1933 und der damit einhergehenden antisemitischen Ausgrenzungs- und Verfolgungspolitik sehr bald eine dramatische Verschlechterung seiner wirtschaftlichen und sozialen Lebenssituation. Führende Industriefirmen wie Reemtsma, Darboven und Dralle zogen sich als Kunden zurück. Nach dem erzwungenen Verkauf seines Ateliers emigrierte er 1936 nach Südafrika. Im Exil gelang ihm zwar die Neugründung eines Ateliers, doch war es ihm nicht vergönnt, seine Karriere auch nur annähernd erfolgreich fortzusetzen. Max Halberstadt starb im Alter von nur 58 Jahren in Johannesburg.
Max Halberstadt, Schiffsverkehr im Hamburger Hafen, undatiert, Sammlung Rosenthal, USA Max Halberstadt, Innenaufnahmen aus einer Villa in Hamburg-Winterhude, undatiert, Privatbesitz Max Halberstadt, Auf dem Altonaer Fischmarkt, undatiert, Sammlung Rosenthal, USA Max Halberstadt, An den St.Pauli Landungsbrücken, undatiert, Sammlung Rosenthal, USA
Das Leben und Werk Max Halberstadts steht somit beispielhaft für die Zwangslage jüdischer Bürger im Nationalsozialismus, in ihrer Heimat nicht mehr leben zu können und sich nur durch die Emigration der Verfolgung und Vernichtung entziehen zu können. Die von dem Literaturwissenschaftler und Publizisten Dr. Wilfried Weinke kuratierte Ausstellung will dem Fotografen die gebührende Würdigung und den verdienten Platz in der Fotogeschichte Hamburgs verschaffen. Im Rahmen der von der Körber-Stiftung ausgerichteten Veranstaltungsreihe „Tage des Exils“ und vor dem Hintergrund des bundesweiten Gedenkjahres „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ konnte die Ausstellung am gestrigen Abend in digitaler Form eröffnet werden.
In der Ausstellung werden neben Porträts von Hamburger Künstlern und von Mitgliedern der Jüdischen Gemeinde berührende Kinderfotos, aber auch atmosphärische Einblicke in das Stadtleben Hamburgs in den 1920er Jahren gezeigt. Zahlreiche Druckbelege dokumentieren den breiten Kontext, in dem die vielfältigen Aufnahmen von Max Halberstadt Verwendung fanden. Ein museumspädagogisches Begleitprogramm zur Ausstellung für Jugendliche und Erwachsene wird die Themen der deutschen Judenverfolgung, der Emigration und des erzwungenen Exils behandeln.
Als Begleitpublikation zur Ausstellung widmet sich auch die aktuelle Ausgabe des von der SHMH herausgegebenen Magazins „Hamburg History Live“ in einer reich bebilderten Titelgeschichte dem Leben und Schaffen Max Halberstadts. Der Fotohistoriker Rolf Sachsse erzählt vom Wirken des Fotografen im Kontext seiner Zeit und der Kurator Wilfried Weinke erläutert im Interview die Hintergründe seiner Ausstellung. Das Magazin ist ab 7. Mai zum Preis von 9,80 Euro im Zeitschriftenhandel, in den Shops der SHMH und über den Online-Shop auf www.hamburg-history-live.de erhältlich.