„Anywhere out of the World“ – Baudelaires Prosagedichte als Puppenspiel mit Cello

Pünktlich zu Baudelaires 200. Geburtstag bringen „die exen“ und das Theater Triebwerk mit der Uraufführung „Anywhere out of the World“ Texte aus Baudelaires „Le Spleen de Paris“ auf die Bühne im Hamburger Puppentheater.

Die Figurenspielerin Karin Schmitt und der Musikperformer Uwe Schade spazieren durch verschiedene Prosagedichte Baudelaires und bauen ein Geflecht aus Wort, Musik und Bild. Sie halten an Häfen, begegnen Chimären, betrachten die Wolken, die vorbeiziehen, und kreuzen den Weg des launenhaften Mondes. Sie bereisen gemeinsam Seelenlandschaften und finden die Spuren einer kaputten Welt, deren Scherben ein Stück Paradies „out of the world“ erahnen lassen.

An vorerst zwei Terminen (22. und 23. Oktober 2021) wagen sich die beiden freien Theaterensembles „die exen“ und das Theater Triebwerk an einen Giganten der französischen Literatur. Gespielt werden Auszüge aus Baudelaires Prosagedichten „Le Spleen de Paris“ – mit Puppen und Cello.

Baudelaire als Puppe. Foto: (c) Theater Triebwerk-die exen

In den Gedichten, die 1869 zwei Jahre nach Baudelaires Tod erschienen, beleuchtet der Dichter verworfene Existenzen der Großstadt: Arme, Witwen, Alte, Hunde, Narren, Gaukler, Bettler, Figuren am Rande der Gesellschaft, Fremde in der eigenen Stadt, einsame Wesen, die sich in der Masse verlieren. Baudelaire beobachtet diese ausgestoßenen Existenzen meistens mit Empathie, doch ohne Sentimentalität, manchmal sogar mit einer gewissen Grausamkeit. Die Prosagedichte sind kurze Erzählungen aus dem Pariser Alltagsleben, Traumvisionen sowie absurd-groteske Kurzgeschichten.

Anhand der verschiedenen Texte arbeiten die Künstler:innen fragmentarisch-assoziativ und lassen Wort, Musik und Bild miteinander verschmelzen. „Die Reibung zwischen Weltliteratur und dem Kindlich-Naiven des Puppenspiels fand ich interessant“, erklärt Puppenspielerin Karin Schmitt. Durch diese Kontraste verbunden mit der Musik des Cellos und elektronischen Effekten entsteht eine frische neue Sicht auf alte Texte. Baudelaire setzt in seinen Texten alte zerlumpte Figuren in Szene, die Künstler:innen spielen mit alten abgenutzten Objekten, wodurch eine Ästhetik des Zerbrochenen, des Kaputten entsteht, die als Negativ etwas von einer Vollkommenheit erahnen lassen soll.

Anywhere out of the World
Ein Theaterabend nach den kleinen Gedichten in Prosa von Charles Baudelaire
22. + 23.10.2021, 19:30 Uhr, Hamburger Puppentheater, Bramfelder Str. 9, 22305 Hamburg


Spiel: Karin Schmitt (die exen) & Uwe Schade (Theater Triebwerk)
Ausstattung: Christof von Büren
Künstlerische Mitarbeit: Elisabeth Bohde (Theaterwerkstatt Pilkentafel)
Dauer: ca. 60 Minuten
Tickets über das Hamburger Puppentheater
Normalpreis: 19,70 Euro / Ermäßigt: 14,20 Euro
Gefördert vom Fonds Darstellende Künste und dem Land Schleswig-Holstein.