Im Beisein von Nachkommen aus den Niederlanden sowie des Landesrabbiners Shlomo Bistritzky wird am Sonntag, 14. August 2022, um 12 Uhr vor dem Haus Hagedornstraße 47 der neu verlegte Stolperstein für den Hamburger Kaufmann Ernst Jacobson (1891–1939) eingeweiht. Nach dem Vortrag der Biografie Ernst Jacobsons wird ein Angehöriger einige Worte sagen, ein weiterer wird eine Plegaria (Tango) auf der klassischen Gitarre spielen. Landesrabbiner Bistritzky spricht das Kaddisch zum Gedenken an die Toten.
Ernst Jacobson besaß eine Rohtabakfirma in der Speicherstadt. 1923 heiratete er Paula Friedheim, die Tochter des renommierten Architekten der Bornplatz-Synagoge, Ernst Friedheim. 1924 kam Ulla zur Welt, 1927 Ellen. Die Familie lebte großbürgerlich in der Hagedornstraße 47.
1934 nahm sich Paula Jacobson, verzweifelt und hoffnungslos angesichts der antisemitischen Entrechtung und Verfolgung das Leben. (Der Stolperstein für sie im Leinpfad 20 wurde kurz nach der Verlegung Ende 2021 von Antisemiten heimlich ausgegraben und die Lücke eingeebnet. Es gab es eine Kundgebung vor dem Haus, die Presse berichtete, ein neuer Stein wurde verlegt.)
Ernst Jacobson heiratete 1935 erneut, seine zweite Frau Bertha kümmerte sich liebevoll um seine kleinen Töchter. Im März 1938 wurde seine Firma „arisiert“. Nun plante er die Auswanderung. Aber im November 1938 verhaftete die Hamburger Zollfahndungsstelle ihn wegen Devisenvergehens. Weil sich Bertha Jacobson couragiert für ihn einsetzte, wurde er 14 Tage später nach Zahlung einer hohen Geldstrafe freigelassen. Umgehend floh die Familie nach Amsterdam.
Ernst Jacobson war jedoch in der Haft misshandelt worden. Kurz nach der Ankunft im Exil starb er mit nur 47 Jahren an den Folgen der Misshandlung. Seine Frau Bertha und die Tochter Ellen wurden im Vernichtungslager Stutthof bei Danzig ermordet. Für sie liegen bereits Stolpersteine in der Hagedornstraße. Nur Ulla Jacobson überlebte – weil mutige Niederländer sie versteckten.