Die „Stunde der Gartenvögel“ auf steilem Höhenflug: Mit über 75.000 Teilnehmern erreicht Deutschlands größte wissenschaftliche Mitmach-Aktion eine Rekord-Beteiligung. Auch in Hamburg nahmen mit 981 Vogelfreunden so viele Menschen wie noch nie teil. Aus bundesweit über 51.000 Gärten wurden dem NABU über 1,6 Millionen Vögel gemeldet, davon 17.189 aus Hamburg. Das Endergebnis der Zählung liegt nun vor.
In Hamburg setzt sich die Kohlmeise an die Spitze der häufigsten Gartenvögel. Gefolgt von Amsel auf Platz 2 und Blaumeise auf Platz 3. Insbesondere die Platzierung der Amsel ist mit Spannung erwartet worden. Die gemeldeten Beobachtungen machen deutlich, dass die lang anhaltende Trockenheit und der Ausbruch des Usutu-Virus im vergangenen Sommer Folgen hatte. Zwar sind die Amselbestände noch auf einem hohen Niveau, aber mit durchschnittlich 2,18 Amseln pro Garten ist die Anzahl der Individuen deutlich zurückgegangen. In 2018 wurden noch 3,64 Amseln pro Garten gezählt. „Das Zählergebnis bestätigt meinen Eindruck, dass man weniger Amseln sieht“, sagt Marco Sommerfeld, Referent für Vogelschutz beim NABU Hamburg. Sorgen um die Amsel macht er sich aber nicht: „Amseln können bis zu zwei Bruten im Jahr großziehen und werden die Verluste mit der Zeit wieder ausgleichen. Das zeigen auch die Erfahrungen aus anderen Bundesländern, in denen das Usutu-Virus schon vor längerer Zeit nachgewiesen worden ist.“
Deutschlandweit wurden in diesem Jahr pro Garten im Schnitt 32 Vögel gesichtet. Damit liegt dieses Endergebnis sechs Prozent unter dem langjährigen Durchschnitt. Einen deutlichen Abwärtstrend der Gesamtzahl an Gartenvögeln kann man jedoch bisher nicht feststellen. Pro Garten konnten innerhalb der Zählstunde durchschnittlich 11 Vogelarten entdeckt werden. Dieser Wert liegt im Bereich des langjährigen Mittels.
Positive Entwicklungen zeigen sich beim Star (Platz 4) und beim Haussperling (Platz 5). Nachdem diese beiden Arten in den letzten Jahren auf den Rückzug waren, sind sie bei der diesjährigen „Stunde der Gartenvögel“ wieder häufiger gesichtet worden und zeigen einen positiven Entwicklungstrend in Hamburg.
Deutlich seltener waren dagegen Beobachtungen von Mauserseglern. Dies könnte aber bedingt sein durch die Witterungsverhältnisse am Aktionswochenende. Das kühle Wetter war für die nach Fluginsekten jagenden Flugkünstler nicht optimal.
Gute Nachrichten gibt es bei den Spatzen: Bundesweit kann der Haussperling ein Plus von sieben Prozent verbuchen und liegt mit seinem bisher besten Ergebnis von durchschnittlich 5,34 Exemplaren pro Garten unangefochten an der Spitze der häufigsten Gartenvögel in Deutschland. Auch sein Cousin, der Feldsperling gewann acht Prozent gegenüber dem Vorjahr und zeigt damit wie der Haussperling einen langjährig deutlich steigenden Bestand. Nach den jahrzehntelangen Rückgängen beider Arten, die dazu geführt hatten
Die deutschlandweite Auswertung der Zählaktion zeigt, dass die insektenfressenden Vogelarten unter Druck geraten. Während sich insgesamt bei den Gartenvögeln Zu- und Abnahmen die Waage halten, gibt es bei den reinen Insektenfressern in den Gärten keine Gewinner: Von den neun häufigsten Insektenfresser-Arten nehmen sechs deutlich ab, nur drei können ihre Bestände halten. Besonders dramatisch sind die anhaltenden Rückgänge seit Beginn der Stunde der Gartenvögel im Jahr 2005 bei Mauersegler mit minus sieben Prozent pro Jahr, Mehlschwalbe mit minus fünf Prozent pro Jahr und Hausrotschwanz mit einem Minus von vier Prozent pro Jahr.